krone.at-Kolumne

Nicht alle Corona-Demonstranten sind Rechte!

Österreich
10.03.2021 11:55

Auch wenn sicherlich viele Corona-Demonstranten eher im rechten als im linken Eck zu verorten sind: Wer pauschal alle Demo-Teilnehmer in diese Schublade steckt, macht es sich zu einfach. Nicht jeder Kritiker ist ein Rechter. Es sind vor allem Verzweifelte.

Wohl aufgrund der hohen FPÖ-Präsenz unter den Demonstranten und nicht zuletzt wegen der Rede des Polit-Rüpels Herbert Kickl sieht sich der eine oder andere dazu verleitet, die gesamte, eigentlich verbotene Demonstration vom vergangenen Wochenende als Auflauf einiger, spinnerter Rechte herunterzubrechen. Das ist falsch wie gefährlich. Das eilfertige Über-den-Kamm-scheren gießt nur Öl ins Feuer.

Wer wirklich bei der Demonstration war
Denn wer sich selbst bei den Demonstrationen ein Bild machen konnte, traf nicht automatisch auf aufgebürstete FPÖler, sondern vor allem auf viele Verzweifelte. Auf Arbeitslose, die in der Krise ihren Job verloren haben, auf Mütter, die unter einer Dauerbelastung leiden, auf Selbstständige, die vor den Trümmern der Existenz stehen und auf Frustrierte, denen der soziale Kontakt im Wirtshaus fehlt. Dass sie sich hilflos fühlen, ist nur verständlich. Das sind keine bösen Rechten.

Die FPÖ wittert einen zweiten Frühling
Natürlich wittert eine Partei wie die FPÖ in dieser frustrierten Stimmungslage nach dem HC'schen Super-Gau ihre Chance auf einen zweiten Frühling. Eine Partei, die von der Unzufriedenheit der Menschen, von Angst und einer aufgeheizten Stimmung lebt, kann bei den Corona-Demos nur satt ernten. Dass sich deswegen Blaue unter die Demonstranten mischen, geschieht nicht aus reiner Nächstenliebe - sondern vor allem aus beinhartem Kalkül. Aber so funktioniert eben Politik.

Rattenfänger suchen nach Verzweifelten
Was allerdings alarmieren sollte, ist, dass sich unter den Demonstranten auch zwielichtige Rattenfänger tummelten, die die Verzweiflung der Menschen für ihre Agenda zu nutzen wissen. Auch sie haben in der Krise ein leichtes Spiel: In Zeiten, in denen die meisten Zukunftsfragen offenbleiben und keiner weiß, wie es die nächsten Monate weitergeht, locken sie mit greifbaren Antworten. Und das ist dann das Eintrittstor für Verschwörungstheorien, Rechtsextremismus und sonstigen Stumpfsinn.

Womit sich die Regierung beschäftigen muss
Schon alleine deshalb kann und muss sich Türkis-Grün neben den konstant hohen Neuinfektionszahlen auch ernsthaft mit möglichen Wegen aus dem kollektiven Frust beschäftigen. Die Politik muss es wieder schaffen, eine positive Aufbruchsstimmung samt Solidaritätsgefühl zu etablieren und den Menschen eine Perspektive geben. Das wäre ein paar Gedankengänge wert. Wenn denn die Regierung nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt wäre …

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