Warum schießt sich Janez Janša so derb auf Journalisten und Politiker ein? Angesichts des nahenden slowenischen EU-Ratsvorsitzes wächst die Unruhe über den zornigen Mann in Ljubljana. Sorgen sollte sich die EU auch, dass ihr Bosnien-Herzegowina entgleitet. Das Brüssel-Briefing.
„Slowenien ist nicht Kongo": dieser Feststellung kann man wenig entgegenhalten. Die geografische Evidenz spricht für sich. Sehr wohl jedoch kann man sich fragen, ob sich der slowenische Ministerpräsident Janez Janša sehr staatsmännisch verhält, wenn er den belgischen liberalen EU-Abgeordneten Guy Verhofstadt vor aller Welt Augen auf Twitter so attackiert, wie er das am Dienstagabend getan hat: „Beruhig‘ Dich, @guyverhofstadt. Du bist nicht mehr das Oberhaupt einer Kolonialmacht. Und Slowenien ist auch nicht Kongo.” Verhofstadts schlagfertige Replik: “Dann hör’ auf, es wie dein Krongut zu behandeln.” Eine freche, aber harmlose Frotzelei zwischen zwei Politikern? Vielleicht – aber mit einem besorgniserregenden Hintergrund, der ganz Europa betrifft.
Worüber Brüssel redet
Denn Janša ist drauf und dran, es sich mit halb Europa zu verscherzen. Seinen Rachefeldzug gegen jene slowenischen Journalisten, die ihm nicht wohlgesinnt sind, hat er auf die europäische Ebene gehoben. Er attackiert einige meiner Brüsseler Korrespondentenkollegen, die über seinen autoritären Stil berichten, und weil ihm stets ein Schwarm treuer und streitlustiger Twitter-Trolle folgt, kann diese Form der politisch gesteuerten Belästigung ziemlich unangenehme Formen annehmen.