Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfiehlt in einer Überarbeitung der Impfempfehlungen, dass der Impfstoff von AstraZeneca nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren verwandt wird. "Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren liegen aktuell keine ausreichenden Daten vor", heißt es in einem Entwurf der Stiko.

Mit den bereits zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna werden dagegen bereits ältere Menschen geimpft. AstraZeneca hat noch keine EU-Zulassung für sein Präparat. Diese Entscheidung wurde für den (morgigen) Freitag erwartet.

Die Europäische Union und der Pharmakonzern Astrazeneca stritten zuletzt auf offener Bühne um Corona-Impfstoff. EU-Kommissarin Stella Kyriakides appellierte am Mittwoch an die moralische Verantwortung der Firma - die sich ihrerseits gegen Vorwürfe verwahrte. Große Mengen Impfstoff für die EU-Länder werden somit wohl Wochen oder Monate später kommen. Auch ein Online-Krisengespräch am Abend brachte keine Lösung. 

Bedauern, Lob - und keine Lösung

"Wir bedauern, dass es immer noch keine Klarheit über den Lieferplan gibt und erbitten uns von Astrazeneca einen klaren Plan zur schnellen Lieferung der Impfstoffe, die wir für das erste Quartal reserviert haben", erklärte Gesundheitskommissarin Kyriakides am Mittwochabend nach dem Krisentreffen mit Astrazeneca auf Twitter. "Wir werden mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden und die Impfstoffe rasch für die EU-Bürger zu liefern." Sie lobte aber den konstruktiven Ton des Gesprächs mit Unternehmenschef Pascal Soriot, der sich persönlich zugeschaltet habe.

Astrazeneca teilte mit, es habe ein "konstruktives und offenes Gespräch" über die Komplexität der Erhöhung bei der Impfstoff-Produktion und die Schwierigkeiten stattgefunden. Das Unternehmen habe eine noch engere Zusammenarbeit zugesagt, "um gemeinsam einen Weg für die Auslieferung unseres Impfstoffs in den kommenden Monaten aufzuzeichnen".

Keine Transparenz

Der Streit begann am Freitag mit der Ankündigung des britisch-schwedischen Herstellers, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung des Impfstoffs weit weniger an die EU zu liefern als zugesagt. Von EU-Politikern wurden Zahlen genannt: Statt erwarteter 80 Millionen Impfdosen im ersten Quartal kämen nur 31 Millionen. Am Mittwoch deutete eine EU-Vertreterin an, dass die Dimension noch größer ist. Erwartet worden sei eine "dreistellige Zahl", und geliefert werde davon nur ein Viertel.

Im Zusammenhang mit der fehlenden Transparenz bei diesen Verträgen, fällt es oft schwer, diese ordentlich zu beurteilen. Die Niederländische Zeitung "De Volkskrant" meint dazu: "Der Konflikt ist schwer zu beurteilen, auch für das Europäische Parlament, denn der Vertrag zwischen der EU und AstraZeneca ist nicht öffentlich. Das ist üblich bei solchen Abmachungen, aber bei einer Gesundheitskrise von diesem Ausmaß ist mehr Transparenz dringend erwünscht. AstraZeneca sollte den Vertrag - notfalls in teils geschwärzter Form - veröffentlichen, wie dies von der EU-Kommission gefordert wird.

Die Situation für Österreich

Die Schwierigkeiten rund um die Lieferungen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca schlagen sich auch in den Impfplänen der österreichischen Bundesländer nieder. Diese müssten zum Teil laufend adaptiert werden.

In der Bundeshauptstadt Wien ändert sich die Impfplanung "täglich bis stündlich", wie ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) betonte. So wurden beispielsweise in der Vorwoche rund 3.500 Dosen weniger geliefert als ursprünglich avisiert worden war. Auch in dieser Woche fiel die Liefermenge geringer aus. Aus diesem Grund und auch, weil die Stadt die zeitgerechten Zweitstiche garantieren möchte, konnten zuletzt weniger Erstimpfungen durchgeführt werden. Allerdings gebe es vom Bund die Zusage für Nachlieferungen in den kommenden Wochen, wo dann wiederum mehr Erststiche gesetzt würden wie noch in der aktuellen Planung vorgesehen. 

In der Praxis bedeutet das: Ursprünglich war etwa vorgesehen gewesen, dass die Bewohner und Mitarbeiter in den Seniorenheimen und Pflegewohnhäusern mit der Kalenderwoche sechs (8. bis 14. Februar) ihre Erststiche hätten erhalten sollen. Dies wird nun zwei Wochen später der Fall sein. Ziel ist die "Vollimmunisierung" in den Seniorenheimen und Pflegewohnhäusern bis Mitte März. 

Der steirische Impfkoordinator Michael Koren versicherte, dass man weiterhin auf Kurs sei: "In der Planung für die kommenden zwei Wochen ist die Zweitimpfung der Pflegewohnheime bzw. Covid-Stationen vorrangig." Sobald weiterer Impfstoff zur Verfügung stehe, würden gemäß der Impfstrategie des Bundes zunächst die Covid-Stationen in den Spitälern fertig geimpft, dann die niedergelassenen Ärzte und Zahnärzte. "In der weiteren Folge wird über den niedergelassenen Bereich mit der Impfung der über 80-Jährigen als auch Hochrisikogruppen begonnen."