Impfstoff-Engpass

Kaiser: „Deutlich weniger Impfungen“ im 1. Quartal

Politik
26.01.2021 22:37

Wie dramatisch die Auswirkungen des Impfstoff-Lieferengpasses für Österreich sind, hat Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) anhand seines Bundeslandes in der ORF-„ZiB 2“ beschrieben: In Kärnten wird es - wie berichtet - voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen keine Erstimpfungen gegen das Coronavirus mehr geben. Im gesamten 1. Quartal werden deutlich weniger Impfungen durchgeführt werden, als im Impfplan bislang vorgesehen gewesen seien.

Mittlerweile haben rund 12.700 Kärntner eine erste Impfdosis erhalten, am Dienstag, drei Wochen nach dem Start, wurde mit den Zweitimpfungen in Pflegeheimen in Kärnten begonnen. Wie Kaiser am Dienstagabend erklärte, werden in Kärnten jedoch im 1. Quartal wegen des Lieferengpasses nur 38.000 bis 39.000 Menschen eine Corona-Impfung erhalten. Es würden „deutlich weniger“ Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt werden können, er hoffe aber „dass es (beim gelieferten Impfstoff) noch mehr werden wird“, so Kaiser.

Altersgruppen bei Zulassung für Kaiser entscheidend
Entscheidung bei der ausstehenden Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca seien nun die Altersgruppen, sagte der Landeshauptmann weiter. Laut Berichten der „Bild“-Zeitung erwartet die deutsche Bundesregierung, dass der Impfstoff von der EU-Arzneimittelbehörde EMA nur eine Zulassung für Unter-65-Jährige erhält. Dieser Bericht ist umstritten: Das Unternehmen stellte mittlerweile klar, dass man davon ausgehe, dass der Impfstoff „in allen Altersgruppen ähnlich“ wirksam sei.

Kaiser machte am Dienstagabend auch seinem Ärger über die Verzögerungen bei den Impfstoff-Lieferungen Luft - und spekulierte offen über einen möglichen Zusammenhang zwischen Aktiengewinnen und Lieferproblemen. Die Frage sei, ob hier jemand betrogen wurde, und ob es Pönalzahlungen gäbe, so Kaiser, der diesbezüglich bei den zuständigen Stellen um Aufklärung ersucht habe. Kaiser sprach von einem „herben Rückschlag“, es gehe bei dem Streit mit AstraZeneca aber nicht um „Schuldzuweisung oder Kritik“. Vielmehr gehe es darum, dass die Politik den Menschen Versprechungen gemacht habe, den Impfstoff so rasch wie möglich zu besorgen und dass dies auch EU-weit koordiniert sei. Stattdessen müssten die Menschen jetzt erfahren, dass dem nicht so sei und es schwerwiegende Lieferprobleme bei den Impfdosen gibt.

EU-Krisensitzung mit AstraZeneca
Im Streit um knappe Corona-Impfstoffe versucht die Europäische Union am Mittwoch erneut, den Hersteller AstraZeneca zur raschen Lieferung vertraglich zugesicherter Mengen zu bewegen. Die EU-Kommission hat Vertreter des Konzerns zur Krisensitzung mit Experten der EU-Staaten geladen. Hintergrund ist die Ankündigung der britisch-schwedischen Pharmafirma, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff zu liefern als vereinbart.

Statt 80 Millionen Impfdosen sollen nach EU-Angaben bis Ende März nur 31 Millionen ankommen. Den angegebenen Grund - Probleme in der Lieferkette - will die EU nicht gelten lassen. Sie fordert Vertragstreue. Die EU hatte schon im August bis zu 400 Millionen Impfdosen von AstraZeneca bestellt und nach eigenen Angaben 336 Millionen Euro für Entwicklung und Fertigung vorgestreckt. Nach Darstellung der EU-Kommission hätte AstraZeneca seit Oktober auf Halde produzieren müssen, damit der Impfstoff sofort nach der Zulassung in der EU bereitsteht.

AstraZeneca: EU-Kommission bestellte Impfstoff zu spät
AstraZeneca sieht den langsamen Vertragsabschluss als Grund für Lieferengpässe. „Wir sind in Europa jetzt zwei Monate hinter unserem ursprünglichen Plan. Wir hatten auch Anfangsprobleme in Großbritannien. Aber der Vertrag mit den Briten wurde drei Monate vor dem mit Brüssel geschlossen. Wir hatten dort drei Monate mehr Zeit, um Pannen zu beheben“, sagte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot der Zeitung „Welt“.

Sein Unternehmen sei vertraglich nicht zur Lieferung bestimmter Mengen Impfstoff verpflichtet. AstraZeneca habe eine „Best effort“-Vereinbarung mit der Europäischen Union abgeschlossen. „Der Grund war, dass Brüssel mehr oder minder zum selben Zeitpunkt beliefert werden wollte wie die Briten - obwohl die drei Monate früher unterzeichnet hatten. Darum haben wir zugesagt, es zu versuchen, uns aber nicht vertraglich verpflichtet“, so Soriot und fügte hinzu: „Vergessen Sie nicht: Wir entwickeln den Impfstoff gemeinnützig, wir verdienen damit kein Geld. Ich denke, wir behandeln Europa wirklich fair.“

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