So komplex die politische und wirtschaftliche Lage im ehemaligen Jugoslawien ist, so unterschiedlich ist auch die Lage bei den Impfungen gegen das Corona-Virus. In Montenegro, Kosovo und Bosnien-Herzegowina wurde nicht einmal mit der Impfungen der Risikogruppen begonnen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, die von politischen Krisen über administrative Schwächen bis zur Impfstoff-Knappheit reichen. Das internationale System der Beschaffung (Covax) soll gewährleisten, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung geimpft werden können. Wann dieser Prozentsatz in diesen drei Ländern mit einer Bevölkerung von 650.000 bis zu drei Millionen Einwohnern erreicht werden kann, ist unklar. Noch unklarer ist, wann der gesamte Prozess abgeschlossen sein wird. So rechnet Montenegro damit, dass die Impfung der gesamten Bevölkerung drei Jahre dauern könnte.
Unterschiedlich sind auch die Impfstoffe, die verwendet werden sollen. Vorrangig ist das in diesen drei Ländern Pfizer, der unter anderem in China produziert wird. Bosnien will nun auch den russischen Impfstoff SputnikV beschaffen, bei dessen Produktion es aber Engpässe in Russland gibt.

Serbien: 220.000 Menschen binnen einer Woche


Chinesische Impfstoffe nutzt nur Serbien, wo
die massenhafte Immunisierung der Bevölkerung bisher am schnellsten vor sich geht.Binnen einer Woche erhielten mehr als 220.000 Personen die Spritze. Das größte Impfzentrum ist die Messe Belgrad. Doch auch in allen größeren Städten gibt es Impfzentren und die Spritze verabreichen ebenso alle Ambulanzen in den Gemeinden. Die Serben dürfen selbst wählen, welchen Impfstoff sie wollen, doch die Mehrheit hat keine klare Präferenz. Von Pfizer hat Serbien 1,8 Millionen Dosen bestellt; Verträge wurden für die Lieferung von insgesamt 6,5 Millionen Dosen abgeschlossen. Hinzu kommt noch ein Anteil aus dem Kontingent, das die EU dem Westbalkan zur Verfügung stellt.


Bei der Organisation der Massenimpfung nutzte Serbien vor allem die Erfahrungen aus Israel, dass seine Bevölkerung in Rekordzeit geimpft hat. Sobald der Impfstoff eintrifft, können die Behörden das Schicksal jeder einzelnen Dose in Echtzeit über das elektronische Informationssystem verfolgen. Jeder Bewohner – auch Ausländer – kann sich über das Internetportal zur Impfung anmelden. Das haben bisher mehr als 500. Entsprechend der Rangliste bekommt die Person dann einen Termin per SMS oder Mail, wobei der Termin automatisch auch in den Impfkalender am Ort der Impfung eingetragen wird. Diese Rangliste wird aber nicht immer eingehalten, weil Bürger auch einfach so in die Impfzentren gehen.


In Slowenien und Kroatien erfolgt die Anmeldung über den Hausarzt. Geimpft werden zunächst die Risikogruppen (Altersheime und alte Personen). In Kroatien kommen Menschen hinzu, die seit dem Erdbeben im Dezember in Behelfsunterkünften leben müssen. 50.000 Kroaten wurden bis gestern geimpft. Zum Einsatz kommen nur Pfizer und Moderna, wobei in den kommenden 14 Tagen vorrangig die zweite Dosis verabreicht wird, ehe weitere Bevölkerungsgruppen geimpft werden. Die Beschaffung erfolgt über die EU. In Slowenien wurden bis Samstag 49.000 Personen geimpft. Das Land wollte bis zum Sommer mehr als zwei Drittel seiner Einwohner impfen, doch das Ziel wird nicht zu erreichen sein, weil nicht genügend Impfstoff vorhanden ist.