Arik Brauer hat mit seinen Liedern die Sprache einer ganzen Generation bereichert wie mit seinen Bildern deren Träume. Nun ist dieser große jüdische Wiener im Alter von 92 Jahren gestorben.
„Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten, da existiert man nicht.“ Das waren, wie uns seine Familie überliefert, Arik Brauers letzte Worte. Was für ein Abschied. Was für ein alter Weiser, möchte man sagen, da fällt einem jäh ein, wie jung Arik Brauer noch im hohen Alter wirkte, wie frisch, wie lebhaft. Bei der Revue etwa, die ihm seine Tochter Ruth Brauer-Kvam zu seinem 90. Geburtstag widmete, mit vielen seiner Lieder, mit denen er die Sprache einer Generation bereichert hat wie mit seinen Bildern ihre Träume.
„Vierzig Jahr' und frische Socken, da sind alle freundlich word'n“, sang er 1971, da konnte er schon auf ein reiches Leben zurückblicken, im Guten und Schlechten. 1929 als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren, war er Kind in Ottakring, in einer Zimmer-Küche-Wohnung und auf der Gasse. Ob es eine schwere Kindheit gewesen sei, fragte ihn die „Presse“ einmal: „Nein, die war wunderbar“, antwortete er. Die wunderlichen Figuren der Vorstadt geisterten durch seine Bilder und Lieder, der Spiritus auf der Kellerstiege, der böse Lehrer Surmi Sui, der verlachte „Rostige“, die Spinnerin, die ihre Meerschweinderl im Kinderwagen durch den Koflerpark (heute: Ludo-Hartmann-Platz, dort lebte die Familie Brauer) führte und sogar die Gestapo überstand.