Gastkommentar

Europa braucht eine Werte-Impfung

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Wir müssen anders mit Flüchtlingen umgehen, sonst könnten die Langzeitfolgen gravierend sein. Ein Bericht aus Bosnien.

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Das Jahr 2020 war hart, ziemlich hart. Am Ende haben wir über Skilifte und darüber diskutiert, ob sich Politiker bei der ersten Corona-Impfung ins Bild drängen sollten. Tu felix Austria. Währenddessen zitterten sich geflohene Menschen in Bosnien ins neue Jahr – weil sie keinen Platz zum Schlafen hatten. Gar keinen. Nicht einmal Zelte, wie in Lesbos, wo Ratten herumlaufen und Wasser auf dem Lehmboden steht. Man muss aufpassen, nicht zynisch zu werden.

Hinter der Bereitschaft der Politik, solche unmenschlichen Zustände zu tolerieren, damit nicht zu viele kommen, steht der Gedanke, wie viel diese Menschen brauchen, damit sie überleben, aber wie wenig, damit es noch abschreckend ist und sie es nicht gemütlich haben. In Bosnien ist diese unwürdige „Balance“ vor Kurzem gekippt. Es war dennoch erschreckend zu sehen, dass es sogar dann den Aufschrei der Hilfsorganisationen brauchte, bis sich etwas bewegt.

Am Mittwoch vor Weihnachten schloss die Internationale Organisation für Migration das Camp Lipa, im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Kroatien, wegen fehlender Wasser- und Stromanschlüsse. Seitdem hatte das Rote Kreuz rund 700 der 1400 Insassen, die sich noch dort befanden, mit Nahrung und Kleidung versorgt, damit sie im bosnischen Winter nicht verhungern und erfrieren. Viele versuchten, den langen Weg zurück nach Serbien zu machen oder in das nahegelegene Camp Bira zu gelangen.

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