Wut und Resignation

Reiche Länder kaufen alle Corona-Impfdosen auf

Ausland
26.12.2020 06:00

In vielen Entwicklungsländern ist man erbost darüber, dass die reichen Länder mehr Corona-Impfdosen kaufen, als sie zur Immunisierung ihrer Bevölkerung brauchen. Mexiko bezeichnete dieses Vorgehen etwa als falsch, während andere Staaten noch gar keinen Zugang zu auch nur einer einzigen Impfdosis hätten. Weite Teile Afrikas, Lateinamerikas und Asiens reagierten mit „Wut und Resignation“ auf den Start der Impfprogramme in den USA oder Großbritannien.

In einem „Buzzfeed“-Interview sagte die in Mexiko für den Einkauf der Corona-Vakzine zuständige Regierungsbeamtin Martha Delgado, dass die internationale Solidarität stärker sein müsse.

„Kein Licht am Ende des Tunnels“
Sie warnte auch davor, dass die globale Pandemie kein Ende nehmen werde, bis alle Zugang zu einem Impfstoff hätten. „Niemand wird in Sicherheit sein, bis alle geimpft sind“, sagte sie. Die USA und andere westliche Staaten müssten über ihre Grenzen und unmittelbaren Bedürfnisse hinausdenken. Denn für viele Menschen in Entwicklungsländern gebe es noch lange kein Licht am Ende des Tunnels.

Fünftel der Welt ohne Zugang zu Impfung
Kanada bestellte genug Impfdosen vor, um die gesamte Bevölkerung von 38 Millionen Menschen viermal durchzuimpfen. In Europa wird Großbritannien über genug Impfstoff verfügen, um alle Personen im Inselstaat dreimal zu immunisieren. Währenddessen habe mindestens ein Fünftel der Weltbevölkerung jedenfalls bis 2022 keinen Zugang zu einem Impfstoff, stellte das „British Medical Journal“ in einem vor einer Woche veröffentlichten Artikel fest.

Bisher ist es den ärmeren Ländern, die besonders hart vom Ausbruch der Corona-Pandemie getroffen wurden, lediglich gelungen, kleinere Mengen an Impfdosen vorzubestellen. Peru und El Salvador orderten laut einem Bericht der „New York Times“ Mengen, um etwas weniger als die Hälfte ihrer Bewohner impfen zu können. 

Warten auf den heiß ersehnten Impfstoff
Mexiko schloss bereits mit mehreren Pharmaunternehmen Verträge ab und könnte damit 116 Millionen der insgesamt 126 Millionen Einwohner immunisieren. Delgado teilte der BBC mit: „Wenigstens haben wir in Mexiko genug Geld, um die Impfdosen zu kaufen.“ Es könnte aber letztlich an der langen Lieferzeit scheitern, weil die reicheren Länder ihre Bestellungen bereits bezahlt haben und dadurch von den Konzernen bevorzugt behandelt werden.

Viele in dem nordamerikanischen Staat sagen jedoch, dass man nicht mehr länger warten könne, um mit dem Impfprogramm zu beginnen. Mexiko hat mit 121.172 weltweit die vierthöchsten Covid-19-Todeszahlen, lediglich hinter den USA, Brasilien und Indien. 

Ohne Papiere keine Impfung?
Dazu kommt auch noch, dass die ungleiche Verteilung von Impfstoff nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der einzelnen Staaten passieren könnte. Der kolumbianische Präsident Ivan Duque Marquez sagte etwa in einem Interview, dass er keine Pläne habe, Menschen ohne Papiere zu impfen. Wenn Kolumbien das tun würde, könnte das zu einem „Ansturm von Einwanderern“ führen.

Laut Delgado wird die Hilfe für Millionen erst dann kommen, wenn die reichen Länder ihre Bevölkerung durchgeimpft haben und ihre überschüssigen Impfstoffe verkaufen oder an die armen Länder spenden. „Das ist die falsche Strategie“, sagte Delgado.

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