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USA

Doktor Jill, Mrs Biden und die Rolle der First Ladies

Jill Biden, Ehefrau des künftigen Präsidenten Joe Biden, will weiterhin als Lehrerin arbeiten – Weißes Haus hin oder her. Und trägt ihren Doktortitel mit Stolz. Wie First Ladies von Eleanor Roosevelt über Hillary Clinton bis Michelle Obama ihre Position ausgelegt haben.

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FILES-US-VOTE-BIDEN-JILLAPA/AFP/SAUL LOEB

„Madame First Lady – Mrs. Biden – Jill – kiddo“: Mit diesen recht unterschiedlichen Anreden eröffnete der amerikanische Autor Joseph Epstein am Wochenende seinen Kommentar über Jill Biden im „Wall Street Journal“. Sein Anliegen: Die künftige First Lady der USA möge damit aufhören, auf ihrem Doktortitel zu beharren. „,Dr. Jill Biden‘ klingt betrügerisch, um nicht zu sagen skurril, und fühlt sich auch so an“, schrieb Epstein. Biden sei lediglich Doktorin der Bildungswissenschaften, so sein Argument, Ph.D.-Titel seien außerhalb der Naturwissenschaften ohnehin nicht mehr viel wert, weil Universitätsstandards so lax geworden seien. Biden solle sich besser dem neuen Titel widmen: First Lady.

In Österreich, dem Land, in dem die Titel noch immer regieren, mag Epsteins Wunsch verwunderlich erscheinen; in den USA wurde dem 83-jährigen Essayisten der Kommentar als Beleidigung Bidens und als sexistischer Untergriff ausgelegt. Biden trägt ihren Doktortitel, seit sie 55 ist; die Englischlehrerin promovierte 2007 an der Universität von Delaware. Schon damals konnte sie auf eine jahrzehntelange Laufbahn als Unterrichtende zurückblicken. Und Biden ist sichtlich stolz auf ihren Beruf. Schon beim ersten Antretens ihres Ehemannes, Joe Biden, als Kandidat für die US-Präsidentschaftswahl 1988 ließ sie wissen, dass sie selbst als First Lady plane, weiterhin als Lehrerin zu arbeiten.Nun, 32 Jahre später, wird sie diesen Plan in die Tat umsetzen. Schon als Second Lady – während der Vizepräsidentschaft ihres Mannes unter Barack Obama – arbeitete sie als Professorin an einem Community College in Virginia. Die damalige First Lady, Michelle Obama, erzählte einmal davon, dass Biden neben ihr Arbeiten korrigiert habe, wenn die beiden zu gemeinsamen Terminen mit der Air Force One geflogen seien. Auf offiziellen Dokumenten wird sie bis heute als Dr. Jill Biden geführt.

Eine Generation hintennach

Biden wird damit die erste First Lady der USA sein, die neben ihrer – hauptsächlich zeremoniellen – Rolle im Weißen Haus einer eigenen Arbeit außerhalb der Politik nachgehen wird. Sie ist aber nicht die erste, die den Wunsch hatte. Eleanor Roosevelt, in Rang, Ruf und Namen ihrem Ehemann, Franklin Delano Roosevelt, um nichts nachstehend, ließ 1932 ihr Berufsleben in New York City nur ungern für die neue Rolle im Weißen Haus in Washington, D. C. zurück. Auch sie hatte damals als Englischlehrerin gearbeitet, und sie mochte es „mehr als alles andere, was ich jemals gemacht habe“, sagte Roosevelt einem Journalisten.

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