„Für Krieg bereit“

Wien: Ermittler sprengen gefährliche Neonazi-Bande

Wien
12.12.2020 12:27

Großschlag des Wiener Landeskriminalamtes gegen die militante Szene. Maschinengewehre und andere Waffen „wie für einen Krieg“ wurden bei einer rechtsextremen Bande mit Verbindungen zu deutschen Motorradrockern sichergestellt. Der Hauptverdächtige ist einer der bekanntesten Neonazis in Österreich.

Der mittlerweile über 50-Jährige hat die Geschichte der rechten Szene des Landes geprägt und einen dicken Ordner im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gefüllt. Als Gefolgsmann der Neonazi-Größe Gottfried Küssel machte er mit „Wehrsportübungen“ der Vapo (Volkstreue außerparlamentarische Opposition) in Wäldern rund um eine Burgruine in Niederösterreich schon Ende der 80er-Jahre Schlagzeilen.

Gast bei zumindest einem dieser Kriegsspiele war übrigens auch ein gewisser Heinz-Christian Strache ...

Wegen zehnfachem Mordversuch vor Gericht
Nach der Verhaftung von Küssel und dem Verbot der Vapo wurde Österreich von einer Briefbomben-Serie erschüttert. In der ersten Anschlagswelle war auch Wiens damaliger Bürgermeister Helmut Zilk Ende 1993 ein Ziel. Der damals knapp 30-jährige Waffen- und Sprengstoff-Fanatiker galt als Hauptverdächtiger - und stand wegen zehnfachen Mordversuchs vor dem Richter! Die Staatsanwaltschaft sah Rache für die Verurteilung seines rechten Chefs als Motiv.

Doch der Angeklagte ging „nur“ wegen Wiederbetätigung in Haft, wurde wegen der anderen Vorwürfe vollständig freigesprochen. An der Einzeltäter-Theorie mit Franz Fuchs, der sich in der Zelle erhängte, gibt es freilich bis heute Zweifel ...

Jetzt macht der „alte rechte Bekannte“ jedenfalls wieder Schlagzeilen: Drogen- und Waffenhandel mit Verbindungen zu extremistischen Motorradrockern in Bayern werden dem erneut verhafteten Verdächtigen angelastet. Bei Hausdurchsuchungen, die wegen der Gefährlichkeit der Gruppierung durch Einsatzkräfte der Cobra durchführt wurden, fanden Ermittler des LKA Wien unter anderem 20 teils hochmoderne Maschinenpistolen. Ein Beamter: „Für einen Krieg gegen den Staat war alles da.“

Wegen Drogenlieferungen aufgeflogen
Mehr als 70 automatische und halb automatische Schusswaffen sowie Munition in sechsstelliger Zahl wurden in den vergangenen drei Tagen in Österreich sichergestellt, präzisierte das LKA am Samstag. Man sei im Zuge von Suchtgiftlieferungen aus Deutschland im Oktober auf die Spur der Verdächtigen gekommen. Fünf Festnahmen in Österreich und zwei in Deutschland waren letztlich die Folge.

Nehammer: „Kriegsgerät, um rechtsradikale Miliz aufzubauen“
Laut Michael Mimra, dem stellvertretenden Leiter des LKA, war bei den Ermittlungen wegen der Drogenlieferungen aus Deutschland festgestellt worden, dass mit den Erlösen Waffen angekauft wurden, die wiederum für Deutschland bestimmt waren. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bestätigte: Das Kriegsgerät sei für die rechtsextreme Szene in Deutschland bestimmt gewesen, „um eine rechtsradikale Miliz“ aufzubauen.

„Der Großschlag unterstreicht das konsequente Vorgehen der Behörden gegen jegliche Art von Extremismus unter Innenminister Karl Nehammer. Dass durch diesen Ermittlungserfolg der Aufbau einer mit Kriegsgerät ausgerüsteten rechtsradikalen Miliz verhindert werden konnte, zeigt die unglaubliche Dimension dieser noch am Beginn stehenden Ermittlungen deutlich“, ergänzte der Sicherheitssprecher der Volkspartei, Karl Mahrer.

Christoph Budin, Kronen Zeitung, und krone.at

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