Leitartikel

Das Buch Corona, von hinten gelesen

Der Naschmarkt im November 2020.
Der Naschmarkt im November 2020.Clemens Fabry
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Von A wie Avantgarde bis Z wie Zuseher. Der zweite Lockdown bietet Österreich nun die Chance, das Heft wieder in die Hand zu nehmen.

Wenn man das Buch von hinten liest, sieht man im Wesentlichen zwei Handlungsstränge, die in die falsche Richtung liefen: Die fehlende Datenübersicht, insbesondere über die Anzahl und Verfügbarkeit der Intensivbetten im Land. Und das fehlende Personal für das Contact Tracing. Und dahinterliegend und beides verknüpfend: der ohnehin schon bekannte Bund-Länder-Konflikt. Die einen, die die anderen dafür verantwortlich machen, wenn etwas nicht klappt.

Eine Regierung, die eine Pandemie zum Handeln zwingt, kann das Buch allerdings nicht von hinten lesen, wenn sie wie im Spätwinter 2020 gerade das erste Kapitel aufschlägt. Sie hat in dieser ersten Welle der Coronapandemie dann auch rasch und effektiv gehandelt. Sie hat das getan, was man seit Jahrhunderten tut: die Kontaktketten unterbrochen. Eine andere Möglichkeit, um angesichts der Unwägbarkeiten eines neuartigen Erregers auf Sicht zu fahren, gibt es offensichtlich auch im durchtechnisierten 21. Jahrhundert nicht. Was die Regierung dann allerdings verabsäumt hat: aus den Kapiteln, die bis zum Sommer aufgeschlagen wurden, ausreichende Lehren zu ziehen – siehe Intensivbetten-Übersicht und Contact-Tracing-Personal.

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