Pleiten

2020 bringt so wenig Insolvenzen wie 1990

November 6, 2020, Barcelona, Spain: A woman walks past the establishment of the German restaurant franchise Vapiano on
November 6, 2020, Barcelona, Spain: A woman walks past the establishment of the German restaurant franchise Vapiano onimago images/ZUMA Wire
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Laut Daten der Creditreform sank die Zahl der Firmeninsolvenzen in Österreich heuer um 41,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Durch die staatlichen Hilfen haben sich die Insolvenzzahlen als „Seismograph für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“ vom wirklichen Zustand der heimischen Firmen „entkoppelt“.

Laut Daten der Creditreform sank die Zahl der Firmeninsolvenzen in Österreich heuer um 41,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Durch die staatlichen Hilfen haben sich die Insolvenzzahlen als „Seismograph für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“ vom wirklichen Zustand der heimischen Firmen „entkoppelt“.

Wien. Mit 3063 Insolvenzen seit Jahresanfang liegt die Zahl der Firmenpleiten heuer um 41,5 Prozent unter jener des Jahres 2019, wie aus Zahlen des Gläubigerschutzverbands Creditreform vom Donnerstag hervorgeht. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 1990. Was auf den ersten Blick wie eine gute Nachricht aussieht, bereitet den Gläubigerschützern jedoch zunehmend Kopfzerbrechen. So gebe es derzeit eine „abnormale Insolvenzentwicklung, in der sich die tatsächliche wirtschaftliche Situation der Unternehmen nicht widerspiegelt“, sagt Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer.

Grund dafür seien die zahlreichen Hilfen der Bundesregierung. Diese seien zu Beginn der Pandemie richtig gewesen. „Es wäre aber nun an der Zeit, das Insolvenzrecht mit seinem bewährten Sanierungsinstrumentarium wieder uneingeschränkt und damit eine Marktbereinigung zuzulassen. Eine Prolongierung der Hilfsmaßnahmen und dadurch weitere Verschuldung des Staates würde nur den Überlebenskampf vieler Unternehmen hinauszögern, den letztlich alle Steuerzahler bezahlen müssten“, fordert Weinhofer. Insolvenzen seien ein Seismograph für den realen Zustand der Wirtschaft. Derzeit gebe es hier jedoch eine Entkoppelung.

In Deutschland weniger drastische Entwicklung

So zeige auch der Blick nach Deutschland, dass die Situation in Österreich besonders stark abweicht. Bei Österreichs wichtigstem Handelspartner nahm die Zahl der Firmeninsolvenzen zwar ebenfalls ab, allerdings nur um 13,4 Prozent. Die Gründe für die weniger drastische Situation in Deutschland liegen nach Ansicht er Creditreform darin, dass die staatlichen Einflüsse dort auch weniger stark waren.

Den stärksten Rückgang bei den Firmeninsolvenzen gab es hierzulande heuer in den westlichen Bundesländern. So reduzierte sich die Zahl der Pleiten in Tirol um 57,5 und in Vorarlberg um 51,5 Prozent. Am geringsten war der Rückgang in der Steiermark, dort verringerte sich die Zahl der Insolvenzen „nur“ um 32,7 Prozent. Bei den Branchen liegt das Bauwesen mit 566 Pleiten vor dem Handel (492) und den sonstigen Firmendienstleistungen (466).

Größte Pleite im Burgenland

Die größte Insolvenz war im bisherigen Jahr die Pleite der Commerzialbank Mattersburg im Burgenland mit Verbindlichkeiten von 700 Mio. Euro. Danach folgen die Anglo Austrian Bank (ehemalige Meinl Bank) in Wien mit 286,8 Mio. und die oberösterreichische Kremsmüller Industrieanlagen KG mit 115,0 Mio. Mit 700 Personen am meisten Mitarbeiter waren durch die Pleite der österreichischen Tochter der deutschen Restaurantkette Vapiano betroffen. Inzwischen wurde das Unternehmen jedoch vom heimischen Gastronomieunternehmer Josef Donhauser übernommen.

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