Neuartiger Impfstoff?

„So groß ist Unterschied in Wirklichkeit nicht“

Wissenschaft
04.12.2020 19:04

Von den drei Impfstoffen, die derzeit im Rennen um eine Zulassung sind, ist einer ein Vektorimpfstoff und zwei sind mRNA-Impfstoffe - Letztere wurden noch nie für die Verwendung am Menschen zugelassen. Wie die verschiedenen Impfstoffe funktionieren und warum auch die mRNA-Impfstoffe sicher sind, erklären Dr. Christina Nicolodi, Regulierungsexpertin, und Dr. Markus Zeitlinger, Pharmakologe, bei „Moment Mal“ im Gespräch mit Damita Pressl.

„Eine aktive Impfung ist wie eine Schule für das Immunsystem“, erklärt Zeitlinger, der die Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie am AKH leitet. Der Impfstoff zeigt unserem Immunsystem den Feind, also den Erreger, in inaktiver oder abgeschwächter Form. So kann sich das Immunsystem, das aus bestimmten Körperzellen besteht, auf ihn vorbereiten und entsprechende Antikörper bilden. Diese Antikörper können dann diesen Erreger neutralisieren, sollte er in aktiver Form in den Körper eindringen.

Erbgut wird nicht verändert
Doch was ist ein Vektorimpfstoff, was ein mRNA-Impfstoff? „So groß ist der Unterschied in Wirklichkeit gar nicht“, sagt Zeitlinger und erklärt: Ein Vektorimpfstoff transportiert Erbinformation von jenem Virus, gegen den wir Antikörper bilden sollen, über einen harmlosen Virus in den menschlichen Körper. Hier fungiert also ein zweiter Virus, der uns nicht krank machen kann, als Transportmittel. „Der Messenger-RNA-Impfstoff braucht den Vektor nicht“, fährt Zeitlinger fort, sondern bringt den Virus direkt in die Körperzelle. Nicht aber in den Zellkern, wo sich das menschliche Erbgut befindet - weswegen es hier auch zu keinen Abänderungen kommen kann, beruhigt Zeitlinger.

Wie es so schnell gehen konnte
An mRNA-Impfstoffen forsche man schon lange, sagt der Mediziner, besonders intensiv zu Zeiten von SARS und MERS. Da diese Endemien aber schnell abebbten, wurde die Impfstoffentwicklung weniger dringend. Nicolodis Expertise liegt in der Entwicklung und Regulierung pharmazeutischer Produkte, und sie weiß: Nur weil die Entwicklung der Impfstoffe jetzt sehr schnell ging, macht sie das nicht weniger sicher. „Es wurde zu einem großen Teil die Bürokratie abgebaut, aber die gesetzlichen Anforderungen an die Studien und die Hersteller sind dieselben“, sagt sie.

Einzelne Studien wurden zusammengefasst, Anträge wurden laufend bearbeitet, auch wenn eine vorherige Studienphase noch nicht vollständig abgeschlossen war, und die Behörden wurden intensiver als sonst eingebunden: „Unternehmen hatten noch während der Entwicklung die Möglichkeit, ihre Daten an die Behörden zu übermitteln.“

Nicolodi geht von einer Zulassung der EMA aus, und die EU-Kommission wird sich wohl an die Empfehlung halten. Dann liegt es nur mehr an unser aller Eigenverantwortung: Denn um die Pandemie zu durchbrechen, müssten sich nämlich 60 bis 70 Prozent einer Bevölkerung impfen lassen, erklärt Zeitlinger.

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