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Trier verabschiedet Baby, das bei Amokfahrt starb

In Trier überfuhr der 51-jährige Bernd W. mehrere Menschen. Fünf starben – darunter ein Baby. Nun ist ein rührender Trauerbrief aufgetaucht.

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    Im deutschen Trier nahe der Grenze zu Luxemburg ist ein Auto in eine Fußgängerzone gerast.
    Im deutschen Trier nahe der Grenze zu Luxemburg ist ein Auto in eine Fußgängerzone gerast.
    picturedesk.com/Harald Tittel

    Ein Terrorangriff oder eine politisch motivierte Tat scheinen ausgeschlossen: Den deutschen Behörden liegen keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund des Vorfalls in Trier mit fünf Toten und 14 Verletzten vor. Der Fahrer des Wagens, der in der Fussgängerzone mehrere Menschen erfasste, ist demnach auch nicht als Gefährder eingestuft.

    Der Fahrer hielt jedoch ganz gezielt auf seine Opfer zu. Das sagte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz: "Die Zickzacklinien waren gezielt gewählt, um Menschen zu suchen und ihnen weh zu tun."

    Bewegender Trauerbrief

    Bei seiner Amokfahrt tötete Bernd W. auch einen Vater und seine erst 9 Wochen alte Tochter. An der Stelle, an der die beiden verstarben, liegt nun ein Brief. In griechischer Sprache und Schrift nehmen Angehörige Abschied.

    "Halte dich ganz fest in den Armen von Papa, damit er dort oben auf Dich aufpasst. Pass auf Deine Mama und Dein Brüderchen auf als Engel, der Du jetzt geworden bist", steht im Brief geschrieben. Das berichtet "Bild".

    Trier nimmt Abschied

    Bei einem bewegenden Gedenken am Trierer Wahrzeichen Porta Nigra haben Hunderte Menschen in Deutschland der Opfer der Todesfahrt vom Dienstag gedacht.Zahlreiche Kerzen und Blumen an dem früheren römischen Stadttor erinnerten am Mittwoch an die 5 Toten und 14 Verletzten.

    "Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht", sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe.Gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer legte er Kränze nieder. "Wir trauern mit den Angehörigen der Toten, und wir beten für die Verletzten", sagte Dreyer. "Ein Leben lang werden sie die Folgen tragen müssen dieser vier tödlichen Minuten." Die Regierungschefin, die selbst in Trier wohnt, sprach von einem traurigen Tag.

    Der Tatverdächtige wurde bereits vernommen

    Die Polizei nahm unmittelbar nach der Tat einen 51 Jahren alten Deutschen aus dem Kreis Trier-Saarburg fest, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft psychisch krank sein könnte. Der Tatverdächtige war betrunken, konnte aber vernommen werden.

    Im Verlauf des Mittwochs soll Bernd W. dem Haftrichter vorgeführt werden. Mehrere deutsche Medien berichten das übereinstimmend.

    Keine Anhaltspunkte für terroristisches Motiv

    Für ein terroristisches, politisches oder religiöses Motiv gebe es keine Anhaltspunkte, so der Leitende Oberstaatsanwalt gegenüber den Medien. Er schloss nicht aus, dass ein "psychiatrisches Krankheitsbild" vorliege. Bernd W. sei bereits von einem Arzt begutachtet worden. Dieser werde wohl auch ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag geben.

    Beim mutmaßlichen Amokfahrer handelt es sich laut "Focus" um den 51-jährigen Bernd W. Nachbarn hatten den Mann aufgrund des Kennzeichens seines SUV identifiziert. Ein Zeuge sagte zudem, er habe auf dem Bild der Festnahme die Schuhe von Bernd W. erkannt. "Deshalb weiß ich, dass er es war - auf jeden Fall."

    "Er lebte in den Tag hinein und trank"

    Eine Nachbarin, die den jungen Bernd W. jahrelang aufwachsen sah, beschreibt ihn als "sonderbaren Einzeltypen". "Ich habe ihn aber oft schreien gehört, wenn es Streit im Elternhaus gab. Er war aufbrausend, manchmal auch aggressiv", so die Zeugin. Eine andere Frau meinte: "Er war komisch, aber das hätte ich ihm nicht zugetraut."

    Nach dem Verkauf seines Elternhauses zog W. aus dem Kreis Trier-Saarburg weg. Mehrere Menschen, die ihn kannten, erzählten, er habe wechselnde Wohnsitze gehabt und als Elektriker gearbeitet. Zuletzt sei W. jedoch arbeitslos gewesen und habe in seinem silbernen Geländewagen gelebt.

    Er habe eine Freundin gehabt, die wesentlich älter sei als er. "Er lebte in den Tag hinein und trank. Das war sein Leben", schilderte ein Anwohner. Innerhalb von einem Jahr habe W. das ganze Geld aus dem Hausverkauf ausgegeben.

    Auch am Dienstag soll Bernd W. in der Dönerbude seiner Heimatgemeinde getrunken haben. "Er war am Saufen mit seiner Döner-Gang. Er hat sich losgerissen, ist ins Auto gesprungen und nach Trier gefahren", sagt ein Bekannter zu "Focus".

    W. postete ein Abschiedsspruch auf Facebook

    Ob W. psychische Probleme hatte, ist noch unklar. Anwohner in nahe liegenden Zewen behaupten aber, der 51-Jährige habe eine "labile Persönlichkeit" gehabt. "Er wurde von Kindheit an von seinem Vater geschlagen und das ist nicht an ihm vorbei gegangen."

    Kurz vor seiner Amokfahrt postete W. auf Facebook noch einen Abschiedsspruch: "Auf meinem Grabstein sollte stehen: Spart euch die Tränen, wo wart ihr, als ich noch lebte?"

    "Der schwärzeste Tag der Stadt Trier nach dem Zweiten Weltkrieg"

    Der Schock in der westdeutschen Stadt Trier sitzt am Dienstagabend tief. Bei Bernd Ws. Amokfahrt kamen dabei vier Menschen ums Leben – darunter ein neun Wochen altes Baby. Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe sagte: "Es ist der schwärzeste Tag der Stadt Trier nach dem Zweiten Weltkrieg".

    Der Amokfahrer habe mit einem SUV "wahllos" Menschen angefahren und überfahren. Leibe dazu: "Ich bin gerade durch die Innenstadt gelaufen und es war einfach nur schrecklich. Es bot sich ein Anblick des Grauens. Da steht ein Turnschuh … das Mädchen dazu ist tot."

    Oberbürgermeister Leibe bedankte sich bei den Einsatzkräften. Es seien rund 700 Helfer im Einsatz gewesen nach der tödlichen Fahrt in der Innenstadt von Trier, sagte er. Es sei nicht selbstverständlich, dass der Täter nach wenigen Minuten gefasst werden konnte.

    "Er hupte nicht, sondern gab nur Gas"

    Eine Augenzeugin berichtet gegenüber Focus: "Ich sah unzählige Menschen zur Seite springen, auf der Straße lagen über 30 Menschen, teilweise regungslos. Das Auto fuhr gefühlt mit 70 bis 80 Stundenkilometern. Die Innenstadt war sehr gut besucht. Von hinten sah es aus wie ein SUV, es könnte ein Jeep gewesen sein." Eine weitere Passantin sagte, dass das Auto auch Kinder erfasste.

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      Pixabay/Heute
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