Mehr als die Hälfte glaubt, Maßnahmen schaden mehr als Covid selbst

Mehr als die Hälfte glaubt, Maßnahmen schaden mehr als Covid selbst
Mehr Bereitschaft, Freiheiten aufzugeben, aber auch mehr Skepsis gegenüber Strategie: Nur die Hälfte findet, dass die Regierung richtig mit dem Virus umgeht.

Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus und die Bereitschaft, zur Eindämmung der Pandemie vorübergehend Freiheitsrechte aufzugeben, steigen in der Bevölkerung.

Gleichzeitig ist nur noch die Hälfte der Meinung, dass die Regierung richtig mit der Coronakrise umgeht. Das geht aus einer am Mittwoch präsentierten Studie hervor, die das Gallup-Institut in Kooperation mit dem Medienhaus Wien erstellt hat.

Das Institut erhebt seit Mitte März regelmäßig die Stimmungslage sowie die Mediennutzung in der Coronakrise. Für die aktuelle Umfrage wurden 1.000 Personen zwischen 5. und 10. November online befragt. Sie ist repräsentativ für die webaktive Bevölkerung ab 16 Jahren.

Das sind die wichtigsten Punkte: 

  • Die Angst vor einer Ansteckung ist wieder gestiegen (57 Prozent der Befragten).
     
  • Erstmals seit April ist auch die Bereitschaft gestiegen, vorübergehend Freiheitsrechte aufzugeben (80 Prozent).
     
  • Dennoch ist laut der Studie nur noch die Hälfte der Bevölkerung der Meinung, dass die Regierung mit dem Virus richtig umgeht.
     
  • Der Anteil jener, die der Meinung sind, die Pandemie sei nicht unter Kontrolle, erreichte mit 83 Prozent den höchsten Wert seit dem Ausbruch der Krise.
     
  • Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist der Meinung, dass die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung mehr Schäden verursachen als die Krankheit Covid-19 selbst. 
     
  • Freiheitseinschränkungen und soziale Isolation werden indirekt zu mehr gesundheitlichen Schäden führen als die Krankheit selbst, glauben 56 Prozent.
     
  • 63 Prozent vermuten, dass die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen das Leben von mehr Menschen zerstören werden als Corona.

"Wir haben in allen Fragen eine Hinwendung zum Negativen", sagte die Leiterin des Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz, bei der Präsentation der Studie. Viele Werte seien mit jenen aus dem März vergleichbar.

Ländervergleich

Erstmals abgefragt wurde, wie sich die Österreicher im Vergleich zu anderen EU-Ländern sehen:

  • Fast zwei Drittel (60 Prozent) sagen, dass es uns in der Krise besser gehe als Menschen in anderen Ländern.
     
  • Allerdings sind nur 42 Prozent der Meinung, dass Österreich bei der Bewältigung der Coronakrise mehr Erfolg als andere habe und nur 39 Prozent finden, dass die österreichische Regierung eine bessere Strategie als andere EU-Länder verfolge.

Medienkonsum

Auch der Medienkonsum wurde vom Gallup-Institut wieder untersucht:

  • Hier mache sich eine Ermüdung breit, die mittlerweile bei 81 Prozent gelegentlich zu einem aktiven Vermeiden von Nachrichten über Corona geführt habe, sagte Fronaschütz. Mehr als ein Drittel meiden sie häufig bzw. sehr häufig, weitere 46 Prozent weichen ihnen gelegentlich aus.
     
  • Als Grund geben 45 Prozent an, dass sie sich durch zu viele Nachrichten überlastet fühlen und es schwierig sei, den Überblick zu behalten.
     
  • 29 Prozent sagen, es beeinträchtige ihr psychisches Wohlbefinden, 14 Prozent vertrauen den Medien nicht.

Die am häufigsten genutzte Nachrichtenquelle, um sich über das Virus zu informieren, ist weiterhin das Fernsehen (79 Prozent), gefolgt von Zeitungen (Print und Online; 56 Prozent), Radio (49 Prozent) und den Sozialen Medien (32 Prozent).

Bei den abgefragten Fernsehsendern führen in Bezug auf die Glaubwürdigkeit die Öffentlich-rechtlichen in Österreich und Deutschland (ZDF 76 Prozent, ORF und ARD jeweils 75 Prozent), gefolgt von 3sat (73 Prozent), Servus TV (72 Prozent), n-tv (72 Prozent) und Puls 4 (65 Prozent).

Bei den Zeitungen führt der Standard (87 Prozent) vor den Oberösterreichischen Nachrichten und den Salzburger Nachrichten (jeweils 80 Prozent), der Presse (77 Prozent), dem Kurier und der Tiroler Tageszeitung (jeweils 73 Prozent).

Am unteren Ende rangieren die Kronen Zeitung (54 Prozent) sowie die Gratiszeitungen Heute (39 Prozent) und Österreich (37 Prozent).

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