Kunstmarkt

Der Aufstieg afrikanischer Kunst

Ankauf. Das Guggenheim Museum hat im August „Joy Adenike“ von Amoako Boafo (Ausschnitt) gekauft.
Ankauf. Das Guggenheim Museum hat im August „Joy Adenike“ von Amoako Boafo (Ausschnitt) gekauft.(c) Mariane Ibrahim
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Die Kunstwelt entdeckt die Diversität. Keine andere Sparte erlebt so einen Boom wie Kunst aus Afrika und der Diaspora.

„The Lemon Bathing Suit“ des in Ghana geborenen, in Wien lebenden Malers Amoako Boafo sollte bei der Phillips-Auktion in London im Februar Geschichte schreiben: Der Schätzwert von 30.000 bis 50.000 Pfund verelffachte sich dank eines Bietgefechts auf 550.000 Pfund. Es war das Auktions­debüt des Künstlers. Der Strabag-Artaward-2019-Gewinner war schon im Dezember auf der Art Basel Miami prominent vertreten. Die auf afrikanische Kunst spezialisierte Galeristin Mariane Ibrahim widmete ihm eine Soloshow. Die Bilder waren schon bei der Preview ausverkauft. Sein Erfolg litt auch unter der Coronapandemie nicht. Bei der ersten Onlineauktion von Phillips im Mai vervielfachte „Joy in Purple“ den Schätzwert von 70.000 Dollar auf 540.000 Dollar. Im August kaufte dann das Guggenheim Museum sein Werk „Joy Adenike“, wie seine Galeristin Ibrahim bekannt gab. Boafo reitet auf einer Welle der generell steigenden Nachfrage nach Arbeiten afrikanischer Künstler.

»Mit der zunehmenden kuratorischen Beachtung von afrikanischer Kunst reagierte auch der Markt.«

Aufmerksamkeit wächst. Bis vor rund zehn Jahren galt Afrika für die westliche Kunstwelt als dunkler Kontinent. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2013 verlieh die Biennale von Venedig den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon dem Debütanten Angola und machte zwei Jahre später Okwui Enwezor zum künstlerischen Leiter der 56. Biennale und verlieh dem ghanaischen Künstler El Anatsui den Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk. Wichtige Museen sprangen auf diesen Trend auf und begannen zeitgenössische Kunst aus Afrika zu kaufen. Zu den Vorreitern gehörte die Tate Modern, die schon 2013 gleich zwei Ausstellungen afrikanischen Künstlern widmete. Im Vorjahr beauftragte die Tate die afroamerikanische Künstlerin Kara Walker mit einer Skulptur für die Turbinenhalle. Der 13 Meter hohe weiße Brunnen „Fons Americanus“ erzählt die Geschichte des transatlantischen Sklavenhandels und gehörte zu den meistbeachteten Skulpturen der Londoner Museen. Mit der zunehmenden kuratorischen Beachtung reagierte auch der Markt. Das Londoner Auktionshaus Bonhams verzeichnet seit 2010 mit einer jährlichen Afrika-Auktion steigende Verkaufszahlen. 2013 gründete Touria El Glaoui, Tochter des marokkanischen Künstlers Hassan El Glaoui, die 1-54 Contemporary African Art Fair in London, die sie parallel zur Frieze Art Fair positionierte. Es sollte eine Success-Story werden. Es folgte die Expansion nach New York und 2018 nach Marrakesch. Und Sotheby’s eröffnete 2017 in London eine Expertenabteilung für moderne und zeitgenössische afrikanische Kunst. „Seither sind die Auktionsumsätze für afrikanische Kunst pro Jahr von rund zwei Millionen Dollar auf 20 Millionen Dollar gestiegen“, sagt Hannah O’Leary, Direktorin der Abteilung für moderne und zeitgenössische afrikanische Kunst bei Sotheby’s.

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