"Jede Stunde zählt": Rendi-Wagner rechnet mit Lockdown in zehn Tagen

Die SPÖ-Parteichefin warnt, dass die Intensiv-Kapazitäten bereits in 20 Tagen völlig ausgelastet sein könnten.

Die Regierung bereitet weitere Maßnahmen vor, ein zweiter Lockdown steht im Raum. Im Roten Foyer hat SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner am Donnerstag eindringlich vor einer Ausschöpfung er Intensivbetten-Kapazitäten gewarnt.

Derzeit liegt man laut AGES bei einem Viertel der Auslastung. Sollten die beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung nicht reichen und es zu einer Auslastung von 50 Prozent der Ressourcen im intensivmedizinischen Bereich kommen, "ja dann, meine Damen und Herren, ist ein Lockdown unvermeidlich", so Rendi-Wagner.

Rendi-Wagner will österreichweite Strategie

Derzeit komme es zu einer Verdopplung der Covid-Intensiv-Kapazitäten innerhalb von zehn Tagen, rechnete Rendi-Wagner vor. Würde diese Entwicklung so weitergehen, wäre die Covid-Kapazität im Intensivbereich innerhalb der nächsten 20 Tagen ausgeschöpft.

Die SPÖ-Chefin weiter: "Wenn ein Lockdown oder eine andere Maßnahme gesetzt wird, braucht es mindestens zehn Tage, bis sie greift." Sie habe deshalb einen "zweifachen Appell": Erstens soll sie Bevölkerung ihre soziale Kontakte auf ein absolutes Minimum reduzieren. "Ich appelliere aber in diesem Sinne auch an die Bundesregierung. Nämlich besser heute als morgen Vorbereitungen auf diesen Tag-X zu treffen", so Rendi-Wagner bezüglich eines möglichen Lockdowns. "Da zählt jede Stunde." Aus heutiger Sicht müsste in spätestens zehn Tagen ein Lockdown kommen.

Vier wesentliche Maßnahmen

Mit Vorbereitungen meine sie konkret vier Maßnahmen: Erstens müsse das Contact Tracing in Österreich abgesichert werden. "Man darf die Bundesländer in dieser Situation nicht alleine lassen", sagte Rendi-Wagner. Ein wesentlicher Punkt seien hier Personalengpässe. Eine Kooperation mit dem AMS sei notwendig, um "notwendige Personalressourcen" für das Tracing zu erhalten. Hier müsse das Gesundheitsministerium die nötige Kooperation mit den Bundesländern forcieren.

Zweitens forderte Rendi-Wagner, dass die Spitäler bereits jetzt auf den Krisenmodus umgestellt und auf die kommenden Wochen vorbereitet werden müssen. Beispiel: Welche Operationen können verschoben werden? Dafür brauche es "ganz klare, definierte Handlungsanleitungen". Rendi-Wagner schlug zusätzlich Umschulungen "Richtung intensivmedizinischer Betreuung" vor. Einen klaren Einsatzplan "erkenne ich derzeit nicht", übte sie Kritik.

Ein dritter großer Punkt sei der "Schutz der Risikogruppen": "Jene Gruppen müssen künftig noch besser geschützt werden." Rendi-Wanger appellierte in diesem Zusammenhang auch an alle älteren Mitbürger, ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.

Warnung vor "Blindflug"

Viertens brauche es gute Vorbereitung auf einen eventuellen Lockdown, "damit es nicht zu jenen Situationen kommt, wie im März oder April". Rendi-Wagner warnte vor einem "Blindflug", wie es ihn im Frühjahr gegeben habe und welcher für die größte Arbeitslosigkeit seit 1946 gesorgt habe.

"Sollte es notwendig sein, dass die Bundesregierung einen Lockdown verhängen muss", seien zwei Dinge grundsätzlich wichtig: Schulen sollen nicht geschlossen werden und jede Lockdown-Maßnahme müsse "treffsicher und zielsicher" sein.

"Das muss jetzt passieren. Es zählt jeder Tag, es muss schnell verhandelt werden, die Situation kann sich jeden Tag sehr schnell verschlechtern", so Rendi-Wagner.

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