Auffällig viele junge Menschen, aber auch viele Wegbegleiter und dankbare Gläubige haben sich am Dienstag bei ihrem "Herzbischof", dem verstorbenen Altbischof Johann Weber verabschiedet.

Am Mittwoch fanden - aufgrund der Coronakrise mit "nur" 270 Teilnehmern - im Grazer Dom die Begräbnisfeierlichkeiten statt.

Die Verabschiedung

Der in der Nacht auf den 23. Mai im LKH Graz verstorbene Weber hatte sich eigentlich ein "Volksbegräbnis" mit möglichst vielen Besuchern gewünscht. Doch wegen der Anti-Coronavirus-Maßnahmen musste davon abgesehen werden.

Der Salzburger Bischof Franz Lackner, gebürtiger Steirer, sagte
als erster der Trauerredner: "Wir nehmen Abschied von einem großen Hirten, einem Mann aus dem Volk und für das Volk, er liebte das Volk, hörte seine Stimme und wollte seine Stimme sein. Alles Starre und Strenge war ihm fremd. In seiner Hirtensorge ist er großes Beispiel und Vorbild."

Wilhelm Krautwaschl - vor 20 Jahren von Weber zum Priester geweiht, vor fünf Jahren war er Nach-Nachfolger Webers geworden - schilderte, dass Weber bei einem von Krautwaschls letzten Besuchen noch das Land Steiermark gesegnet hatte. Es seien viele kleine Geschichten wie diese, die Weber ausmachten. Seine vermittelnde Art habe sich oft als entkrampfend erwiesen. Er sei davon beseelt gewesen, Einheit zu stiften. "Ein gutes Stück Kirchen- und Glaubensgeschichte hat in Bischof Johann einen Zeugen verloren. Vertrauen hat eben einen längeren Atem als die Angst", schloss Krautwaschl.

Bei den Fürbitten sprach auch Webers Neffe Klaus: "Lass seine
Liebe und die Sorge um die Schwachen in uns allen weiterhin
wachsen." Vertreterinnen des Welthauses, der katholischen
Arbeiterjugend und der Caritas - alles Bereiche, die Weber förderte
und die ihm ein Anliegen waren - sagten unter anderem: "Es war das Motto des Bischofs: Den Armen die frohe Botschaft bringen. Herzensgüte, das fällt mir ein, wenn ich an unseren Bischof Johann denke."

Andrea Ederer, Präsidentin der Katholischen Aktion Steiermark,
würdigte Webers Einsatz für den Dialog für Österreich: "Ein Bischof
hat viele Seiten zu hören." Der evangelische Superintendent
Wolfgang Rehner hob Weber als Wegbereiter der Ökumene in der
Steiermark hervor.

ÖVP-LH Hermann Schützenhöfer sagte in seiner Trauerrede, er
erinnere sich, als ob es gestern gewesen sei, als er als 18-jähriger
Funktionär den Bischof kennengelernt habe: "Seine ansteckende
Fröhlichkeit, heitere Gelassenheit und seinen Mut, die Kirche in den
Aufbruch zu führen. Weber habe viele Auf- und Umbrüche in der
Politik und in der Kirche erlebt. Er war mir und ganzen Generationen
dieses Landes ein väterlicher Ratgeber und Hirte, dem wir zu großem Dank verpflichtet sind. Er konnte den Glauben in die heutige Zeit übersetzen. Herr Bischof, Sie waren ein Gottesgeschenk", endete der sichtlich bewegte Landeshauptmann.

Kardinal Christoph Schönborn, Kaplan in der Grazer
Hochschulgemeinde, habe Weber als ersten Bischof persönlich kennengelernt: "Ich halte fest: Er hat mein Bild des Bischofs entscheidend geprägt. Die Menschen in der Steiermark haben in ihm
den Bischof gesehen. Dieses Vorbild ist nicht aus den Augen zu verlieren." Als die Kirche schon fast gespalten war, habe Weber auf Dialog gesetzt." 22 Jahre sei er, Schönborn, nun Nachfolger Webers an der Spitze der Bischofskonferenz, und es sei nun an der Zeit, auch für sich einen Nachfolger zu suchen, sagte Schönborn. "Ruhe in Frieden, danke,
Bischof Johann."

Die anschließende Verabschiedung Webers leitete sein Wegbegleiter und Freund, Prälat Leopold Städtler. Unter den Trauergästen waren
 auch die Spitzen des Landes Steiermark, Grünen-Umweltministerin
Leonore Gewessler, eine Steirerin, und Alt-LH Waltraud Klasnic
(ÖVP). In den späten Nachmittagsstunden wurde der Sarg mit der
sterblichen Hülle Webers zur letzten Ruhestätte in die  Bischofsgruft des Doms gebracht.

Für die Musik zeichnete Domkapellmeister Josef Döller verantwortlich sowie der Domchor, Organist Christian Iwan, ein Bläserquintett und die Polizeimusik Steiermark.

Digitales Kondolenzbuch

Die Katholische Kirche Steiermark hat übrigens ein digitales Kondolzenbuch eingerichtet - dort kann man seine Erinnerungen an Altbischof Weber niederschreiben. Die Trauernden betonen darin besonders seine menschlichen Werte: Die Worte väterlicher Freund, heiteres Wesen, impulsgebend, warmherziger Hirte, zuhörend, guter Prediger kamen besonders oft vor. Auch das Vorbildwirken Webers wurde gewürdigt. Eine Familie schrieb online: "Wir trauern um unseren 'Herzbischof' und sind ihm dankbar, dass er uns diese, von ihm zugesagte Nähe zu Gott vorgelebt hat. Nun ist er bei ihm angekommen".

„Bischof Johann hätte sich ein Volksbegräbnis gewünscht. Leider lässt sich das wegen der Corona-Beschränkungen nur bedingt erfüllen“, bedauert Sprecher Thomas Stanzer seitens der Diözese. Nur geladene Gäste konnten in den Dom.