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Durchbruch gegen Denguefieber

Von Eva Stanzl

Wissen

Stechmücken übertragen gefährliche Krankheiten. Forscher machen sie immun gegen Dengue-Viren.


Ein Stich und schon juckt es. Doch Stechmücken können noch weitaus mehr, als bloß lästig zu sein. Manche Arten stellen eine echte Bedrohung dar, wie etwa Aedes aegypti. Die tropische Gelbfiebermücke überträgt eine der am weitesten verbreiteten fieberhaften Infektionen: Denguefieber. Ein internationales Forschungsteam könnte einen Durchbruch im Kampf gegen das Dengue-Virus erzielt haben. Es konnte Aedes aegypti weitgehend immun dagegen machen. Die genetisch veränderten Moskitos können den Erreger somit nicht an Menschen weitergeben.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Denguefieber sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verbreitet. Weltweit infizieren sich mehr als 390 Millionen Menschen jedes Jahr neu. Die Erkrankung äußert sich zumeist als Fieber mit grippeähnlichen Symptomen. Sie kann jedoch auch mit einem hämhorragischen Fieber einhergehen, in dessen Verlauf die Blutgefäßwände immer durchlässiger werden und unkontrollierte Blutungen auftreten. In fünf Prozent der Fälle verläuft eine Ansteckung mit dem Virus tödlich.

Derzeit verbreitet sich die Erkrankung insbesondere im Bürgerkriegsland Jemen. Behörden berichten von 52.000 Verdachts- und mindestens 162 Todesfällen. Auch Österreich könnte nach Einschätzung von Experten bei fortschreitender Erderwärmung zu einer Dengue-Region werden. "Weltweit haben wir einen dringenden Bedarf an Maßnahmen, die die übertragenden Mücken kontrollieren und die Verbreitung des Virus effektiv unterbinden können. Denn spezifische und wirklich wirksame Therapien gibt es bisher nicht", erklärte Prasad Paradkar von Australiens Behörde für wissenschaftliche Forschung CSIRO, Ende der Woche.

Dem Forschungsteam um Anna Buchmann und Omar Akbari von der University of California dürfte zusammen mit australischen Kollegen ein wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen sein. "Erstmals können alle vier bekannten Stämme des Dengue-Erregers mit Hilfe von genetischen Veränderungen an den Insekten ausgeschaltet werden. Das ist entscheidend, um weitere Ausbrüche der Krankheit zu verhindern", kommentiert Paradkar die im Fachjournal "Plos Pathogenes" publizierte Arbeit.

Im Labor konnten die Forschenden einen menschlichen Antikörper mit Breitband-Wirkung gegen alle vier Stämme identifizieren. Danach schleusten sie seinen genetischen Bauplan in weibliche Gelbfiebermücken ein, die als wichtigster Überträger der Infektion gelten. Die veränderten Mücken besaßen dadurch das
Gen für ein Antikörperfragment, das die Antigene des Dengue-Erregers erkennt. "Wenn die Weibchen Blut saugen, aktiviert sich der Antikörper und wird exprimiert - das ist der Auslöser", erklärt Akbari in einer Aussendung zur Studie.

Immunität verhindert Weitergabe an den Menschen

In der Folge infizierten sich die Mücken deutlich seltener und weniger schwer. Moskitos mit einer reinerbigen Ausprägung des Gens schienen sogar vollständig immun zu sein. "Der Antikörper verhindert, dass sich das Virus vervielfältigt und in der Mücke ausbreitet, weswegen sie es nicht an Menschen weitergeben. Es ist ein wirkmächtiger Mechanismus", betont Akbari.

Mit Hilfe der gentechnisch veränderten Gelbfiebermücken könnten auch wilde Populationen immunisiert werden. Der Ansatz heißt Gene-Drive. Er sorgt dafür, dass ein gewünschtes Merkmal überproportional stark an die Nachkommen weitergegeben wird. Möglich macht es die Gen-Schere Crispr/Cas 9: Mit ihrer Hilfe lassen sich laut den Forschenden normale Vererbungsprozesse außer Kraft setzen.

Sollte das Verfahren den Weg in die Praxis finden, dann könnte die Menschheit nicht nur das Dengue-Problem erfolgreich lösen. Moskitos übertragen nämlich auch andere gefährliche Krankheiten, wie Gelbfieber, Chikungunya und Zika. "Unsere Arbeit hat das Potenzial, auch andere durch Mücken übertragene Viren zu kontrollieren", sagt Akbari. "Wir testen Methoden, um sie eichzeitig gegen mehrere Erreger resistent zu machen."

Stechmücken gelten inzwischen als potenzielle "Killer". Sie gefährden jedes Jahr Millionen von Menschen auf der ganzen Welt.